KZ SACHSENBURG
Gedenkstätte Konzentrationslager Sachsenburg – Umgestaltung der „Kommandantenvilla“
Ankauf
Daten
Ort: Frankenberg Sachsenburg
Jahr: 2020
Beteiligte
Auftraggeber: Stadt Frankenberg/Sa.
Mitarbeit: Nandor Kovac, Yannick Langer
Publikationen
wettbewerbe aktuell: Link Publikation
Austellungen / Vorträge
Vortrag Symposium: Link Programm Link Video (ab 2:41:25)
Wettbewerbsergebnisse: Link Wettbewerbsergebnis
Ausstellung: 07.07.2021 - 10.09.2021
Das im Mai 1933 als „Schutzhaftlager“ eingerichtete Konzentrationslager Sachsenburg war das bedeutendste und am längsten betriebene frühe KZ in Sachsen, zwischen 1934 und 1937 das einzige in ganz Sachsen und nach Auflösung der unzähligen frühen, sog. “wilden” Lager im Jahre 1934 von Ende 1934 bis Mitte 1936 neben Dachau u.a. eines der wenigen KZ in ganz Deutschland. Es war Ausbildungsstätte für die SS-Wachtruppe der KZ, aus denen später die SS-Totenkopfverbände hervorgingen, die ihrerseits eine der Keimzellen der späteren Waffen-SS waren.
Damit stellt das KZ Sachsenburg eine „Brücke“ zu den nach 1936 errichteten Großlagern wie Buchenwald und Sachsenhausen dar. Einer der Kommandanten des KZ Sachsenburg, Karl Otto Koch, baute später als jeweils erster Kommandant das KZ Sachsenhausen (1936) und das KZ Buchenwald (1937) auf und wurde schließlich erster Kommandant des KZ und Vernichtungslagers Majdanek/Lublin. Sein privates Fotoalbum hat sich in Moskauer Archiven erhalten und stellt eines der wichtigsten Dokumente aus der Täterperspektive dar. Aufgrund dieser großen Bedeutung des KZ Sachsenburg spielt die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus an diesem Ort eine herausragende Rolle nicht nur für Sachsen, sondern auch weit über Deutschland hinaus.
Die Grundidee des Wettbewerbsbeitrages für die ehemalige Kommandantenvilla, in der auch Karl Otto Koch wohnte, beruht darauf, die noch vorhandenen Spuren und Zeugnisse so gut wie möglich zu bewahren und das Lager durch minimale architektonische Eingriffe besser erfahrbar zu machen. Alle neuen Eingriffe sollen sich nicht in den Vordergrund drängen und als solche ablesbar bleiben, um die Authentizität der vorhandenen Spuren nicht zu beeinträchtigen.
Die Kommandantenvilla als Wohnort des Kommandanten befand sich im Gegensatz zu späteren Konzentrationslagern mitten auf dem eingezäunten Gelände des KZ und war daher selbst noch einmal komplett umzäunt. Diese Eingrenzung der Kommandantenvilla soll wieder erkennbar gemacht werden, um das Nebeneinander von “normalem” Leben inmitten des umgebenden Terrors zu zeigen. Die drei noch in situ aufrechtstehenden Pfeiler zwischen Villa und Mühlgraben verbleiben an ihrem Ort, der danebenliegende, umgestürzte Pfeiler wird wiederaufgerichtet. Alle anderen Pfeiler werden nach der Suche von Fundamentspuren in reduzierter Höhe und in erkennbar neuen Material wieder aufgestellt.
Dach, Geschossdecken, Fenster, Innenwände und Innentreppe der Villa, die nach Lehrstand seit dem Fall der Mauer wohl alle aufgrund ihrer Baufälligkeit nicht mehr erhalten werden können, werden behutsam abgetragen und Spuren der verschiedenen Nutzungszeiten gesichert. Die Außenwände werden in voller Höhe erhalten, so dass ein zu allen Seiten und nach oben offener Raum entsteht und der Blick des Kommandanten auf den ihn umgebenden Terror nachvollzogen werden kann, die in dem oben erwähnten Fotoalbum zu sehen ist. Die Außenwände erhalten einen neuen, bündigen Abschluss in Form einer Art Fries, in den außen ein Text eingeschrieben wird, der ein Zeugnis aus der Zeit des KZ sein soll. Der Fries dient gleichzeitig der konstruktiven Sicherung und dem Schutz der Außenwände.
Nachtrag: 2022 wurde die Villa trotz internationaler Proteste von unzähligen Historikern, Gedenkstättenleitern und Denkmalpflegern wegen angeblicher Baufälligkeit innerhalb von wenigen Tagen abgerissen.